Ziemlich exakt ein Jahr nach der Island-Reise stand das nächstgrössere Abenteuer an. Knapp vier Wochen im Osten Kanadas waren geplant.
Im Packen waren wir inzwischen schon Profis. Zelt und Kochausrüstung hatten wir ja bereits bei der Islandreise dabei und das Wo und Wie für den Flug war einigermassen rasch geklärt.
Für Susanne war es die erste grössere Flugreise und sogar die erste Reise mit Ziel ausserhalb Europas. Die Touristen am Flughafen sind eine Sensation und die Wartezeit vertrieben wir uns mit „people watching“. Sehr empfehlenswert.
Nach dem angenehmen Flug kamen wir am Nachmittag in Montréal an und suchten als erstes unser Hotel. Da wir keine Ahnung hatten, verpassten wir unsere Haltestelle und mussten durch den Grossstadt-Dschungel ein Stück zurückgehen. Ein Stück ist eine ziemlich weite Strecke, gemessen an den Grössenunterschieden. Doch schlussendlich fanden wir unser Hotel doch noch und konnten endlich unsere Siebensachen deponieren und kurz verschnaufen. Nach einer kurzen Pause begannen wir mit dem Erkunden der Stadt, in der wir die nächsten paar Tage verbringen werden.
Es gab ein Underground-Netz mit zahlreichen Geschäften und Restaurants zu sehen und einen alten Hafen. Das typische kanadische Essen kann man lange suchen. Die Küche setzt sich sehr international und vielfältig zusammen. Es gibt jedoch Poutine, eine lokale Spezialität. Es handelt sich um Pommes Frites mit Bratensauce und Käse, gewöhnungsbedürftig aber trotzdem fein.
Nach Montréal ging es mit dem Greyhound Bus weiter nach Toronto. Wir verliessen für den Moment das französischsprachige Gebiet und verständigten uns nun auf Englisch.
In Toronto angekommen, machten wir wieder einen „kurzen“ Spaziergang durch die Stadt zu unserem Hotel. Und zentral scheint in einer Grossstadt nicht gleich zentral zu sein. Am nächsten Tag machten wir Toronto unsicher und besuchten verschiedene Sehenswürdigkeiten unter anderem den CN-Tower, wo wir am Abend ein Nachtessen im Drehrestaurant und Aussicht über das Lichtermeer von Toronto geniessen konnten. Das Personal in diesen luftigen Höhen war mässig freundlich und das schmälerte das Erlebnis ein wenig.
Auch in Kanada haben wir ein Auto gemietet, nicht ganz so „traktorig“ wie der Defender aber auch geländetauglich. Unser Begleiter auf Kanadas Strassen war ein Jeep Wrangler und mit diesem stürzten wir uns in den nordamerikanischen Verkehr und fuhren zu den Niagara Fällen. Die Aussicht lohnte sich allemal und die Wasserfälle von der kanadischen Seite her sind recht eindrücklich. Die Rückfahrt war angenehmer als die Hinfahrt und wir fühlten uns bereit in unser Abenteuer zu starten.
Die fehlenden Campingutensilien und Lebensmittel haben wir uns in Geschäften besorgt, die an der Autobahn lagen. Und ganz amerikanisch haben wir mit XL-Wägeli eingekauft. Dies benötigt man auch mit all diesen XL-Dosen und Flaschen. Anders als in Island muss in Kanada auf Campingplätzen gezeltet werden. So peilten wir einen ersten Campingplatz an und entschieden uns für die abgeschiedenere Variante. Wie Profis stellten wir das gelbe Zelt auf und schliefen gut während der ersten Kanada-Zeltnacht.
Während der 21 Nächte im Zelt reisten wir von Zeltplatz zu Zeltplatz oder auch von Nationalpark zu Nationalpark. Unterwegs wurde Geld abgehoben, Lebensmittel eingekauft, die Karte betrachtet, fleissig gesnackt. Und wir verfuhren uns auch einmal trotz Kartenstudium.
Die Zeltplätze waren von unterschiedlicher Grösse. Es kam also vor, dass wir ganz alleine an einem See zelteten oder dass wir von lauter Ferientouristen mit Wohnmobilen, Zelten und ähnlichem umgeben waren.
Mit unserer Reise ostwärts sind wir wieder im französischsprachigen Teil von Kanada gelandet und haben uns wiederum mit dem ziemlich unverständlichen kanadischen Französisch herumgeschlagen.
Da wir einige Kilometer auf den Highways machten, waren wir in regelmässigen Abständen auf Tankstellen angewiesen. Nur ein einziges Mal schien es ewig zu gehen, bis wir eine funktionstüchtige Tankstelle fanden für den Benzinnachschub.
Auch auf dieser Reise wurden wir mit atemberaubenden Landschaften belohnt. Der Blick auf die Weiten des St. Lawrence-Stroms oder die Weiten des Landesinneren waren allemal eine Reise wert.
Die Arbeitsteilung war auch dieses Jahr klar: Simon machte Jagd auf Fotos, während Susanne sich ums Nachtessen und später den Abwasch gekümmert hat. Es hat sich aber gelohnt. Es entstanden einige schöne Fotos.
Mit dem Überfahren von Provinzgrenzen, gab es das eine oder andere Mal eine Zeitzonenänderung. Da es nur um eine Stunde geht, war dies nicht weiter kompliziert.
Wenn man so lange miteinander unterwegs ist, kann es auch das eine oder andere Donnerwetter geben. Meist konnten wir aber bald wieder einen gemeinsamen Nenner finden.
Das Bad im Atlantik war für Susanne ein Highlight, obwohl das Meer kalt und nass war. Die nachfolgende Woche waren wir immer an den Küsten entlang unterwegs. Ein weiteres Bad im kalten Nass gab es aber nicht mehr.
Auf unsere Fahrt bekamen wir Strände, Leuchttürme und Brücken zu Gesicht und Kanada hat ein anderes Gesicht bekommen.
Mit der Meernähe gab es auch Lobster und Fische zum Essen. Simon war happy, Susanne brauchte je nach Meeres(un)getier mehr Überwindung oder Hunger.
Ab und zu gönnten wir uns wieder einmal einen Besuch in einem Restaurant. Einmal auf der Rückfahrt haben wir zum Glück keine Tiere angetroffen, jedoch wurden wir von der Polizei angehalten. Was sie genau wollten, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
In Kanada gingen wir auch ab und zu wandern, nach Schweizer Ausrüstungstandard versteht sich (Wanderschuhe, Rucksack, Proviant, Sackmesser, …). Wäre nicht nötig gewesen, wenn man die anderen Wanderer betrachtet hat.
Das Wetter war sehr abwechsungsreich. Wir hatten Sonne, Regen, Gewitter und in einer Nacht sogar einen Sturm. Andere Zelte haben dem Sturm nicht standgehalten, unser gelbes Kuppelzelt blieb aber standhaft und schütze uns vor Wind und Wetter. Auf dieser Reise verpackten wir das Zelt mehr als einmal nass im Kofferraum des Autos.
Teilweise mussten wir unsere Reise mangels Strasse mit einer Fähre weiterführen. So ersparten wir uns weite Umwege und sind wieder eine Erfahrung reicher geworden.
Gegen das Ende unserer Reise drosselten wir unser Tempo. Das Zelt stellten wir auch einmal für zwei Nächte auf, da wir die kanadische Landschaft zu Fuss erkunden wollten. Der Zeitplan für unsere grösste Wanderung wird aber von der kanadischen Fauna über den Haufen geworfen. Elche sollen auf dem Zeltplatz sein. Und tatsächlich ein Männchen und ein Weibchen sind auf dem Platz unterwegs. Die Tiere sind recht eindrücklich und wir halten genug Abstand um sie nicht zu stören. Mit einiger Verspätung (macht ja nichts, wir haben schliesslich Ferien) machen wir doch noch unsere Wanderung. Wir kommen sogar über die Baumgrenze, die tiefer ist als in der Schweiz.
Das eine oder andere Eichhörnchen konnten wir beobachten, einen Hasen haben wir überrascht. Bären sahen wir (zum Glück) keine.
Am Morgen nach unserer letzten Zeltnacht war es zunächst trocken, aber just in dem Moment, als Susanne Richtung Plumpsklo wollte, begann es zu giessen. Wäre ja auch zu schön gewesen, das Zelt trocken zu versorgen.
Auf der Fahrt zurück in die Zivilisation haben wir Souvenirs gekauft, Auto gewaschen und uns verfahren. Schlussendlich haben wir das Auto abgegeben und unser Hotel bezogen. Im Bad trockneten wir das Zelt und sein Zubehör.
Es galt vor der Abreise noch Zelt und Co. zu verpacken und Billete für den Transfer an den Flughafen zu kaufen. Wir waren schon Profis im Packen und schlussendlich waren wir viel zu früh am Flughafen. Das Live-Wimmelbild verkürzte uns die Zeit, bevor das Boarding begann.
Es ist schwierig zu sagen, wo der 10. September aufhörte und der 11. begann. Wir haben beide nicht viel geschlafen und kamen frühmorgens (Lokalzeit) in Zürich an. An diesem ersten Abend in der Schweiz schliefen wir auf jeden Fall gut und träumten vielleicht von all diesen Eindrücken, die wir nach Hause brachten.